Handarbeit statt Kochen

Not macht erfinderisch: Während der Pandemie darf an unseren Schulen nicht gekocht werden – Corona verhindert auch das Fach „Gesunde Ernährung“ im Rahmen des Arbeitslehreunterrichts. So hat Sylvia Groen, Oberstudienrätin an der Gesamtschule und verantwortlich für alles, was rund um die Küche geschieht, die Idee gehabt, zu häkeln, zu stricken und zu nähen. Aber „nicht nur einfach so“, sondern nach einem klaren Konzept. Der Jahrgang 7 und 8 beginnt mit dem Häkeln einer Mütze. Wer seine Mütze selber herstellt, passt besser darauf auf und lässt sie nicht im Klassenraum, in der Mensa oder auf dem Schulhof liegen. Die „Großen“, die Klassen 9 und 10, beschäftigen sich mit dem Erhalt von Kleidung und fangen erst einmal klein an. Wie näht man einen Knopf an oder wie flickt man ein Loch? Kreativ wird es, wenn man aus bereits vorhandener Kleidung, die unbrauchbar geworden ist, etwas Neues herstellt, Stichwort „Upcycling“. So entstand z.B. ein Rock aus einer kaputten Jeans, Schürzen aus ausrangierten Tischtüchern oder, sehr originell, eine „Utensilienbox“ – siehe unten. Unterstützt wurde Sylvia Groen von Susanne Freibert, Klassenlehrerin im Jahrgang 10. Ebenso erläutert wird der pflegliche Umgang mit Kleidung – waschen und bügeln.

Hinter allem steht die Hinterfragung von „Fast Fashion“, für die Schülerinnen und Schüler sehr empfänglich sind. Ein Kleidungsstück wird (günstig?) gekauft, einmal getragen, gewaschen, im Kleiderschrank vergessen und landet schließlich in der Mülltonne oder in der Kleidersammlung. Dieses Verhalten gilt es zu ändern, um unsere Umwelt zu schützen und fair zu handeln. Die Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 10 halten Präsentationen zur Herstellung der Kleidung in Fabriken in Osteuropa, Asien und Afrika, Möglichkeiten, Kleidung über second - hand - Läden zu beziehen oder, eine ganze neue Idee, sich Teile über eine Kleider-Leihkiste zu „mieten“. Ebenso wird informiert über Siegel wie den „Grünen Knopf“ und „GOTS“ oder die DETOX – Kampagne von Greenpeace und den Einsatz von Recyclingmaterial. Kleidung, ob selbst hergestellt oder gekauft, muss mehr Wertschätzung erfahren.

Sollen die Schülerinnen und Schüler ein Urteil über ihr neues Fach abgeben, sind zwar viele begeistert, wollten aber doch lieber kochen. Deshalb könnte man überlegen, ob „Handarbeiten“ im nächsten Schuljahr, wenn die Pandemie vorbei ist und man hoffentlich wieder zum herkömmlichen Stundenplan zurückkehren kann, als Arbeitsgemeinschaft angeboten wird.

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