"Mit mir nicht"

Das Junge Theater am Theater Rüsselsheim zeigte am Donnerstag, den 23. März 2023, „Mit mir nicht“, ein interaktives Theaterstück des Forumtheaters inszene e.V. Der Pädagogikkurs entschloss gemeinsam, im Hinblick auf den vergangenen „Internationalen Tag gegen Rassismus“ (jährlich am 21.März), das Theaterstück zu besuchen.

In dem Theaterstück legte man den Fokus insbesondere auf den Alltagsrassismus, der viele Gesichter hat. Es ist die Frage nach der eigenen vermeintlichen Herkunft, obwohl man in Deutschland geboren wurde, abwertende Blicke im Bus und in der Bahn, rassistische Äußerungen und diskriminierende Darstellungen. Alltagsrassismus ist dabei nicht immer leicht zu erkennen. Er zeigt sich in Witzen, unbewussten Äußerungen und Vorurteilen.

In diesem interaktiven theaterpädagogischen Stück zum Thema „Alltagsrassismus“ beschrieben die Schüler:innen, was in den dargestellten Situationen passierte. Gemeinsam versuchen Schüler:innen und Schauspieler:innen dann, neue Wege zu finden und für die diskriminierten Figuren Roja, Antonio, Mirko und andere einzustehen.

Ziel war es, einen Konsens zu finden, mit dem alle Schüler:innen gleichermaßen gut leben können. Der Fokus liegt auf den Worten „Zusammenhalt“, „Zivilcourage“, „Mut“ und „Selbstvertrauen“. Die dargestellten Situationen sind dabei alltagsnah und beziehen sich auf die Lebenswelt der Schüler:innen.

Beispielhaft genannt werden kann eine Szene, in der eine Lehrkraft auf die Frage eines Schülers, die Hausaufgaben früher zu bekommen antwortet: „Wir sind hier doch nicht auf dem türkischen Basar“. Der Schüler selbst, geboren in Deutschland, sieht sich als deutsch und empfindet die Aussage der Lehrkraft als übergriffig und rassistisch. Gemeinsam mit den Schüler:innen entwickeln die Schauspieler:innen Lösungsansätze, wie z.B. das Einmischen von Mitschüler:innen und die Involvierung der Schulleitung in das Geschehen.

Auch nach dem Besuch selbst unterhielten die Schüler:innen sich über die dargestellten Szenen und weitere Fälle, die ihnen selbst widerfahren waren. So entstand ein reger Austausch mit vielen Lösungsansätzen. Die Schüler:innen konnten für das Thema „Alltagsrassismus“ sensibilisiert werden und so ihren eigenen Handlungsspielraum erweitern.

Ausstellung zum rassistischen Anschlag in Hanau am 19.02.2020

„Drei Jahre Erinnerung und Aufklärung“. So lautete der Titel der Ausstellung von Forensic Architecture und der Initiative 10. Februar Hanau zum rassistischen Anschlag in Hanau. Versäumnisse, Ereignisse und den Kampf der Hinterbliebenen konnte man vom 1. Februar 2023 bis zum 18 März im Foyer des Hanauer Rathauses sehen. Anlass dieser Ausstellung war der dritte Jahrestag des rassistischen Terroranschlags unter dem Motto „Drei Jahre ohne Euch“.

Hinterbliebene und Angehörige zogen auf dieser Ausstellung gemeinsam mit Forensic Architecture eine erste Bilanz zum „UNA 20/2“. Inhaltlichen Schwerpunkt bildeten die Veröffentlichungen des Hessischen Landtags zum Untersuchungsausschuss.

Gemeinsam besuchten ausgewählte Schüler:innen des Pädagogikkurses mit Frau Barros und Frau Demirtas die Ausstellung am 14.03.2023. Die starke Stimme der Angehörigen war auch nach 3 Jahren noch spürbar in Hanau. Der Kampf um Gerechtigkeit, Erinnerung, Aufklärung und Konsequenzen geht weiter. Begrüßt wurde der Kurs von Newroz Duman, Sprecherin der Initiative 10. Februar Hanau.

Said Etris Hashemi, der selbst angeschossen und dessen Bruder Said Nesar in der Arena-Bar getötet wurde, erklärte sich darüber hinaus dazu bereit, uns durch die Ausstellung zu führen. „Die Wahrheit liegt in diesem Raum“, sagte Said Etris Hashemi und führt die Schüler dabei zum Start der Ausstellung. Hier würden die Schüler:innen alles, was bisher bekannt ist sehen können. Die Schüler:innen standen nicht vor Kunstwerken, Gemälden oder Fotografien, sondern vor Zeitleisten und Videorekonstruktionen von Forensic Arichtecture. Insbesondere werden die Versäumnisse und Fehler der Polizei, des Notrufs sowie die mangelhafte Aufklärungsarbeit durch den Hessischen Landtag thematisiert. Ein weiterer Teil der Ausstellung rückt die Angehörigen in den Mittelpunkt.

Die beiden jungen Polizisten waren vollkommen überfordert, der eine hat mich nach meinem Personalausweis gefragt, der andere meinte, er hätte sowas noch nie erlebt. Ich hab‘ dann beide beruhigt und ihnen gesagt, sie sollen meine Wunde zuhalten, erzählte Etris Hashemi, Überlebender, den Schüler:innen ruhig. Diese sind ergriffen von seinen Worten und kämpfen mit hochkommenden Emotionen. Es ist sehr ruhig im Raum und die Schüler:innen lauschen gespannt der Erzählung Etris Hashemis.

Zum Schluss verkündet Said Etris Hashemi dann voller Stolz: Heute habe ich eine Führung mit Schüler:innen der IGS Kelsterbach, für die ich Pate des Projekts Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage bin, in unserer Ausstellung übernommen. Es ist enorm wichtig im Bildungsbereich aufzuklären und den Schüler:innen zu zeigen, wozu Rassismus führen kann: nämlich das unschuldige Menschen aus dem Leben gerissen werden.“

Wir freuen uns, Etris Hashemi am 02.05.2023 an der IGS Kelsterbach zur Verleihung der Ernennungsurkunde und Befestigung des Logos zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu begrüßen.

Erinnern heißt verändern. Gemeinsam: Gegen das Vergessen, gegen das Verschweigen, gegen die Angst. #saytheirnames

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