Großalarm: Brom ausgetreten

Großalarm: Brom ausgetreten
Zutritt nur mit Schutzanzug: Einen Großeinsatz mit rund hundert Rettungskräften aus dem Kreis Groß-Gerau gab es am Dienstagmittag an der IGS Kelsterbach. Dort war in einem Klassenraum bei einem Versuch eine chemische Lösung ausgetreten. (Foto: S. Stenzel)

Sieben Leichtverletzte bei Unfall im Chemieraum der Gesamtschule

Einen Großeinsatz der Rettungskräfte gab es am Dienstagmittag an der Integrierten Ganztagsschule (IGS). Im Chemieunterricht war in einem Klassenraum bei einem Versuch ein Glasgefäß mit Brom zu Bruch gegangen - die Flüssigkeit verursacht schwere Verätzungen und ist giftig, wenn man sie einatmet.

19 Personen kamen mit dem Stoff in Kontakt und wurden vor Ort untersucht, sieben von ihnen erlitten leichte Verletzungen, hauptsächlich Hautreizungen, und wurden in Krankenhäuser gebracht. Insgesamt waren rund hundert Einsatzkräfte der umliegenden Feuerwehren und Rettungsdienste vor Ort, die Mörfelder Straße in Höhe der IGS war für die Dauer des Einsatzes komplett für den Verkehr gesperrt.

Wie Polizeisprecher Bernd Hochstädter gegenüber dem Freitags-Anzeiger erklärte, hätten gegen Ende des Unterrichts Schüler einen Versuch noch einmal wiederholen wollen. Dabei sei ein Gefäß, in dem sich nach ersten Erkenntnissen eine Bromlösung befand, zerbrochen.

Daraufhin verspürten viele Schüler Reizungen der Atemwege und in den Augen. Dann ging alles ganz schnell: „Der Lehrer hat uns sofort Bescheid gegeben und wir haben unverzüglich über die Notrufnummer entsprechende Hilfe angefordert“, schilderte Schulleiterin Barbara Jühe das Vorgehen. Um 12.39 Uhr ging dann die Alarmmeldung bei der Kelsterbacher Feuerwehr ein.

Sofort wurde das Schulgebäude geräumt, und die Schüler, die im betroffenen Na-Wi-Raum waren, wurden isoliert. „Als wir nach wenigen Minuten hier eingetroffen sind, war das Schulgebäude schon leer, das lief alles perfekt ab und war ein großer Vorteil für unseren Einsatz“, lobte der stellvertretende Stadtbrandinspektor und Einsatzleiter Sven Schmitt die IGS-Schulleitung.

Wegen der vielen Schüler im Gebäude habe man von zahlreichen Verletzten ausgehen müssen. „Deshalb erfolgte auch eine entsprechende Alarmierung durch die Leitstelle des Kreises Groß-Gerau“, begründete Schmitt das große Aufgebot an Rettungskräften mit fast 40 Einsatzfahrzeugen.

Neben der Kelsterbacher Feuerwehr wurden unter anderem auch die Wehren aus Raunheim, Rüsselsheim, Trebur und Groß-Gerau alarmiert. Auch das DRK Raunheim-Kelsterbach und weitere Rettungsdienste rückten an. Zudem wurde ein Einsatzfahrzeug der Nauheimer Feuerwehr mit einem speziellen mobilen Analyselabor zur IGS gerufen.

 

Großalarm: Brom ausgetreten
Mit spezieller Schutzausrüstung versehen, eilten die Einsatzkräfte der Feuerwehr zum betroffenen Klassenraum der IGS. (Foto: Postl)

Als der erste Einsatztrupp mit spezieller Schutzausrüstung den Chemieraum betrat und mit einer Probe zurückkam, habe man jedoch keine Substanz mehr feststellen können, von der eine Gefahr hätte ausgehen können, berichtete Schmitt. Die Chemikalie hatte sich wahrscheinlich schon verflüchtigt.

Als weitere Maßnahme wurden die betroffenen Schüler dann betreut: Sie wurden geduscht und erhielten neue Kleidung. „Dadurch wollten wir eine Verschleppung von möglichen Gefahrenstoffen vermeiden“, erklärte der Einsatzleiter.

Die betroffenen 19 Personen wurden in die Obhut der leitenden Notärztin des Kreises Groß-Gerau übergeben. Sieben leicht verletzte Personen, die vor allem Hautreizungen erlitten, wurden vorsorglich zur stationären Behandlung in die umliegenden Krankenhäuser gebracht.

Die Feuerwehr musste ihre beim Einsatz getragene Schutzkleidung zur Dekontaminierung im Industriepark Hoechst in spezielle Behälter geben. „Das war natürlich schon eine größere Aktion für uns, aber alle haben sehr besonnen gehandelt“, lobte Jühe sowohl ihr Pädagogenteam als auch die Schüler. Vor allem sei man froh, dass niemand schwer verletzt wurde und es allen betroffenen Schülern und Lehrern wieder gut gehe.

Der Großeinsatz war am frühen Abend beendet, die Mörfelder Straße gegen 16 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben. Der kontaminierte Chemiesaal sowie ein Umkleideraum in der Baugé-Halle, wo die Lehrer und Schüler die Kleidung gewechselt und geduscht hatten, können bis auf weiteres nicht genutzt werden.

„Die Räume sind noch nicht freigegeben, wir müssen eine akkreditierte Fachfirma mit den Messungen beauftragen“, sagte die Schulleiterin. Die Baugé-Halle blieb am gestrigen Mittwoch tagsüber für den Betrieb komplett gesperrt, am Abend jedoch konnten die Vereine wieder in der Halle trainieren.

Erschienen am 11.04.2018 im Freitagsanzeiger
Autor: nad

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